In der Gemeinschaftswerkstatt RU17 gedeiht am Bozner Boden neues Handwerk.
Christian Mittendorfers Holzwerkstatt ist Teil davon.
Von Susanne Pitro 24.02.2017
Wer Christian Mittendorfer fragt, was er beruflich so macht, kann ihn schon ins Stottern bringen. „Tischler“ kommt ihm oft der Einfachheit halber über die Lippen, denn Künstler trifft es auch nicht und Design hat er nie gelernt. „Seitdem ich mich selbständig gemacht habe, plage ich mich mit dem Gedanken, was ich bin“, meint der gebürtige Oberösterreicher, „Denn du kannst ja nicht jedes Mal eine halbe Stunde darüber reden, was du machst, nur weil es keinen passenden Begriff dafür gibt.“
Die kürzeste Definition für das, was in seiner Holzwerkstatt entsteht, lautet wohl: Es ist aus Holz – und homemade. Also meist vom ersten bis zum letzten Schritt seinem Kopf entsprungen und mit seinen Händen produziert. Das gilt genauso für Möbelstücke und Wohnungseinrichtungen wie Küchen und Badezimmer, die er gemeinsam mit den Auftraggebern plant und entwirft, wie für seine Design-Objekte. „Design autoprodotto“ nennt sich das, was Mittendorfer macht, in Italien. Design, das nicht für die großen Marken entworfen wird, sondern selbst produziert und vermarktet wird. Auf der Messe „Open Design Italia“ erhielt für sein erstes marktreifes Produkt, die Kleiderschiene binò, den Spezialpreis „chilometro zero“, weil es sein Atelier bis zum Verkauf nicht verlässt. Dasselbe gilt für das aus Zirbelhorz gedrechselte zylinderförmige Aufbewahrungsteil Max, das es mittlerweile auch als Lampe gibt, und den Bücher-und Zeitungsständer Leselotte.
„Ich bin nicht gewinnorientiert, ich bin projektorientiert.“
Die Produkte, die sich nun in seinem Büro mit Blick auf das Bozner Bahnhofsareal stapeln, kommen ziemlich nahe an das heran, wovon der junge Oberösterreicher träumte, als er nach der Ausbildung in einer Holzfachschule in Hallstatt und seinen ersten Arbeitsjahren in verschiedenen Betrieben und Einrichtungsstudios wieder in seinen Heimatort Eferding zurückkehrte. Ein Freund von ihm hatte sich dort selbstständig gemacht und Mittendorfer stieg mit ein. Das Duo schmiedet große Pläne, holt sich beim Salone de Mobile in Mailand Ideen und macht „coole Sachen“. „Wir hatten große Ambitionen und machten total reduzierte und geradlinige Stücke, während die Möbeltischler um uns noch überall Eckelen und Kugelen draufsetzen“, erinnert sich der leidenschaftliche Handwerker. Doch zum Bedauern der jungen Wilden waren die Eferdinger eher dem traditionellen Stil zugeneigt. „Die Zeit war noch nicht ganz reif“, lacht Christian Mittendorfer heute. Damals zog er seine Konsequenzen, suchte sich wieder Arbeit und landete schließlich als Projekttechniker bei Umdasch Shop Concept in Bozen.
Alles Handarbeit: Christian Mittendorfer und seine Leselotte
Seit 2001 lebt Mittendorfer nun im Land, hat mittlerweile eine Familie gegründet und 2009 das zweite Mal seinen Traum von der Selbstständigkeit verwirklicht. Sein Name ist auch seine Marke, mit der Zeit gesellte sich der Zusatz Holzwerkstatt dazu. Ein Begriff, der nicht nur die Verbindung zwischen Gestaltung und Handwerk beschreiben soll, sondern auch viel über Mittendorfer selbst erzählt. Seit seiner Kindheit hat das Material Holz für ihn eine besondere Bedeutung. „Bei uns in Oberösterreich hatte jeder eine Werkstatt neben dem Haus, wo alles selber gemacht wurde, was man brauchte“, erzählt er. Schon als Bub verbrachte der junge Christian jede freie Minute in der Werkstatt, bastelte, experimentierte. Eine Freude, die er auch heute aufrechthalten hat, wo er von seiner Holzwerkstatt lebt. Im Moment hat er die Leidenschaft fürs Drechseln entdeckt. „Das ist ein wenig wie mit Ton zu arbeiten“, schwärmt er. Sobald… Read more »